Kurt Albert bin ich einige Male live und in Farbe begegnet: am fränkischen Fels, auf seinen Vorträgen und in der Lindenbräu-Brauereigaststätte in Gräfenberg. Dort haben vor bestimmt 15 Jahren eine Freundin und ich ganz schüchtern unser großes Idol nach einem Autogramm gefragt. Und der Kurt hat uns kurzerhand an seinen Tisch gebeten und uns mit einem signierten Bierdeckel glücklich gemacht.
Der Lulatsch mit dem charakteristischen Schnauzbart war ein Pionier des Freikletterns in Franken und hat hier den Rotpunkt-Begehungsstil etabliert. An den Felsen rund um seine Heimatstadt Nürnberg finden sich zahlreiche seiner Erstbegehungen. Aber die schöne Fränkische Schweiz reichte dem Spitzenkletterer nicht: Überall auf der Welt kämpfte er sich in die entlegensten Ecken vor, um einen Berg zu ersteigen.
Minimalistischwer Expeditionsstil
Sein Expeditionsstil war ebenso minimalistisch wie sein Kletterstil: Er und seine Kollegen schleppten alles selber und ließen sich nicht mal schnell mit dem Helikopter einfliegen.
Von diesen Touren zum Beispiel nach Pakistan, Patagonien oder Venezuela erzählte er mitreißend, humorvoll und selbstironisch zum Beispiel beim Fernwehfestival in Erlangen oder in Nürnberg. Und weil er gefühlt Non-Stop unterwegs war, gab es auch jedes Jahr neue Vorträge, die man sich echt nicht entgehen lassen konnte.
Der Pionier des Freikletterns in Franken, der Mann, der die krassesten Erstbegehungen unter widrigsten Bedingungen gerockt hat, ist am Höhenglückssteig, einem Übungsklettersteig, abgestürzt.
Clara Grau
Als Kurt Albert vor zehn Jahren im Hirschbachtal in der Hersbrucker Schweiz tödlich verunglückte, konnte ich es nicht fassen. Der Pionier des Freikletterns in Franken, der Mann, der zum Beispiel in Patagonien oder Pakistan die krassesten Erstbegehungen unter widrigsten Bedingungen gerockt hat, ist am Höhenglückssteig, einem Übungsklettersteig, abgestürzt…
Zehn Jahre später, im Herbst 2020, hat Alpin-Journalist Tom Dauer eine Biografie Kurt Alberts im Tyrolia-Verlag veröffentlicht. Er war mit ihm einige Male unterwegs und wartete zum Beispiel im Basislager des Fitz Roy in Patagonien auf ein Schönwetter-Fenster. Dauer hat mit vielen Angehörigen, Freunden und Weggefährten des fränkischen Originals gesprochen und seinen Nachlass gesichtet. Herausgekommen ist ein wirklich umfassendes Portrait und eine Zeitreise in die wilden Jahre des Sportkletterns.
Mir hat das Buch, dass mit vielen Fotos illustriert und schön gebunden ist, sehr gut gefallen.
Wollt ihr noch mehr wissen? Eine längere Rezension von mir ist am 6. November 2020 in den Nürnberger Nachrichten und auf nordbayern.de erschienen.
Tom Dauer: Kurt Albert. Frei denken – frei klettern – frei sein. Tyrolia-Verlag, 336 Seiten, 29,95 Euro.