Für echte Abenteuer muss man keine Fernreise machen. Ich bin gerne mit Rucksack auf dem Balkan unterwegs. Tolle Natur, sehr gastfreundliche Menschen und natürlich spannende Erlebnisse habe ich auf einer Tour in den nordalbanischen Alpen erlebt.
Highway To Hell, Autostrada del Sole….für viele Strecken auf der Welt gibt es den passenden Song. Für die Piste, die Thethi, ein kleines Dorf in den nordalbanischen Alpen, mit der Zivilisation verbindet, könnte es der Refrain von „Oh My God“ von Arash feat. Snoop Doggy Dog sein.
Der öffentliche Bus, ein verbeulter Mercedes mit fast 700.000 Kilometern auf dem Tacho, quält sich über eine grob geschotterte, schmale Piste einen Pass hinauf. Rechts ragt eine steile Felswand auf, links wird der Blick frei auf grüne Täler und schroffe Berggipfel der Albanischen Alpen. Direkt neben der Fahrbahn geht es fast 1000 Meter senkrecht nach unten. Eine Leitplanke gibt es nicht. „Oh My God!“
Thethi: Nur im Sommer erreichbar
Zum Glück kannte unserer Fahrer die Straße wie seine Westentasche, umkurvte alle Schlaglöcher und Straßenabbrüche routiniert. Im Sommer verkehrt der Bus fast täglich zwischen dem abgeschiedenen Berggebiet und der Stadt Shkodra. Im Winter ist Thethi von der Außenwelt abgeschnitten.
Die abenteuerliche Tour mit dem Bus war der Abschluss einer mehrtägigen Wandertour, die wir – zwei Freundinnen und ich – über den Nürnberger Reiseveranstalter ReNatour gebucht haben.
Vorgebuchte Unterkünfte und Transfers
Die vielerorts beworbene „Peaks of the Balkans“-Fernwanderung war uns zu lang. Deshalb erschien uns das Angebot Wandern ohne Gepäck, vorgebuchte Unterkünfte und Transfers ideal: Auf der einen Seiten komfortabel genug und auf der anderen Seite genug Freiheit, die atemberaubende Natur auf eigene Faust zu erkunden.
Einen grandiosen Einstieg in das Balkan-Abenteuer bot die mehrstündige Fährfahrt auf dem Koman-Stausee. Das Boot fährt durch enge Schluchten und fjordartige Landschaften. Am ersten Etappenziel Valbona bieten sich viele unterschiedliche Touren an: Von einer Wanderung am Wildbach, einer Tour zur Alm „Ramas Hut“, auf der man mit selbstgemachtem Joghurt und kalten Getränken bewirtet wird, bis zur Gipfeltour, gibt es eine große Auswahl. Hier hätte man, genauso wie im nächsten Etappenziel Thethi, gut und gerne noch ein paar Tage länger verbringen können.
Orte, die aus der Zeit gefallen sind
Am besten hat es uns im kleinen Dorf Ndyderlysa gefallen: Der Ort scheint völlig aus der Zeit gefallen zu sein, die Uhr tickt hier scheinbar wesentlich langsamer. Im schönen Garten unseres Gastgebers Prek nach den Touren gut erholt.
Klischees vom chaotischen Balkan im Hinterkopf, hatten wir im Vorfeld hatten wir nicht erwartet, dass in Albanien alles so reibungslos funktioniert. Aber alles, von der Abholung am Flughafen bis zu den netten, familiär geführten Unterkünften, klappte perfekt. Auch das Wetter spielte Anfang Oktober noch mit – buntes Laub leuchtete in der Sonne vor den schroffen Gipfeln.
Nur bei der alpinen Überquerung des Passes von Valbona nach Thethi hatten wir Wetterpech: Dauerregen und sogar Schnee. In der Begleitung eines ortskundigen Pferdeführers mit seinem Lasttier fühlten wir uns aber gut aufgehoben. Auf allen anderen Etappen hielten wir uns an die Beschreibungen von ReNatour.
Kartenmaterial: Fehlanzeige
Brauchbares Kartenmaterial konnten wir nicht auftreiben. Letztendlich war das aber kein Problem: Die Einheimischen halfen uns immer weiter, die Verständigung klappt zur Not auch mit Händen und Füßen. Junge Albaner sprechen übrigens fast ausnahmslos perfekt Englisch, einige auch Deutsch.