Mit dem Hund auf dem Sentiero della Pace: Interview mit Romy Robst

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Romy Robst und Hund Lotte waren auf dem Sentiero della Pace unterwegs.
Romy Robst und Hund Lotte waren auf dem Sentiero della Pace unterwegs. Foto: privat

Was für eine tolle Frau! Ich habe Romy Robst im Winter 2022 im Pitztal kennengelernt. Sie kommt aus Hannover und schreibt Wanderführer und den wirklich hochinformativen Blog etappen-wandern.de. Besonders begeistert haben mich ihre Erzählungen vom Friedensweg, dem „Sentiero della Pace“ in Italien. Romy ist ihn acht Wochen lang und fast 700 Kilometer vom Vinschgau bis in die Dolomiten gelaufen und hat einen Rother Wanderführer dazu geschrieben. Mit dabei war ihre Hündin Lotte, die mittlerweile leider im Hundehimmel ist. Ich habe ihr einige Fragen gestellt:

Liebe Romy, der Sentiero della Pace führt auf den Spuren des Ersten Weltkrieges in den Alpen. Bekommt man unterwegs eine Vorstellung von der Zeit damals?

Romy:  Ich glaube, unsere Vorstellungskraft von dem was Krieg in einer solchen Zeit wirklich bedeutet hat, ist sehr gering. Die meisten von uns kennen Krieg aus Geschichtsbüchern und Dokumentarfilmen. Das Besondere am Sentiero della Pace ist, dass in den Bergen vieles erhalten ist, was es im Flachland nicht mehr gibt: Schützengräben, Festungswerke, Stollen und manchmal auch noch eine Kanone. Einfach, weil es niemand weggeräumt hat. Wenn man dann viele Höhenmeter mit einem schweren Trekkingrucksack dort hinaufsteigt, mit Schweißperlen auf der Stirn und müden Beinen in so einem alten Schützengraben steht, hat man zumindest eine Ahnung davon, wie sich Versorgungstrupps gefühlt haben müssen. Dann ist es mit ein bisschen Fantasie auch erahnbar, wie das unter Beschuss, im Winter oder bei einem Gewitter sein musste. Ich glaube nirgends ist der erste Weltkrieg noch so greifbar wie an der ehemaligen Gebirgsfront.

Was hat dich auf der Tour am meisten begeistert?

Romy: Höhepunkte im Sinne der Geschichte waren die Berge Col di Lana in den Dolomiten und der Pasubio in den Vizentiner Alpen. Auf beiden Bergen versuchten die Kriegsparteien gegenseitig durch Stollen und viel Dynamit ihre Gipfelstellungen in die Luft zu sprengen. Am Col die Lana gelang dies den Italienern, am Pasubio den Österreichern. Wenn man dort durch die weggesprengten Berge wandert, ist das sehr ergreifend. Bergsteigerisch betrachtet war die Besteigung der Marmolata etwas Besonderes. Und dann gab es da noch die vielen persönlichen Begegnungen: Ein Almwirt, der von seinem Großvater im Krieg erzählte, ein Hüttenwirt, der mich in einer Tiefphase – die es bei einer so langen Tour immer gibt – wieder aufpäppelte oder die engagierten Mitglieder eines Schützenvereins, die alte Kriegsbauten wieder restaurieren.

So gerne ich zwei Monate Auszeit nehmen und den ganzen Weg laufen würde – bei mir sind nur ein oder zwei Wochen drin. Welche Etappen würdest du da empfehlen?

Romy: Eine schwierige Frage, die ich kaum beantworten kann. Der Weg führt durch sechs verschiedene Alpenregionen, die alle auf ihre Art besonders sind. Für Geschichtsinteressierte bieten sich vielleicht die Vizentiner Alpen an, für Bergsteiger die Ortler- und Adamello Alpen und wer die Dolomiten noch nicht gesehen hat, sollte vielleicht dort wandern.

Wie fit und bergerfahren muss man sein?

Romy: Wer den ganzen Weg gehen will, braucht nicht nur Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sondern auch eine gute Portion Durchhaltewillen. Der Weg ist aber sehr vielfältig, so dass auch fitte Anfänger beispielsweise in den Gardaseebergen oder den Fleimstaler Alpen mehrtägige Abschnitte gehen können.

Du warst mit deinem Hund Lotte unterwegs. Hattet ihr deshalb Probleme unterzukommen oder andere Schwierigkeiten?

Romy: Hin und wieder ist es schwierig, mit Hund einen Übernachtungsplatz zu finden. Aber es gibt immer Alternativen, die ich im Buch beschreibe. Was für den Mensch gilt, gilt auch für den Hund. Er braucht einiges an Kondition. Dazu sollte er bei schwierigen Passagen ausgesprochen gehorsam sein. Die ganz schweren Abschnitte kann man auch umgehen. Das kann man als Autorin eines Wanderführers natürlich nicht machen. So musste ich beispielsweise mit meiner 20 Kilo-Hündin auf dem Trekkingrucksack über eine Seilbrücke balancieren und eine senkrechte Eisenleiter hinaufklettern. Da schießt einiges an Adrenalin durch die Adern, aber es ist auch toll, wenn man das als Team geschafft hat.

Vielen Dank, liebe Romy. Hier findet ihr ihren tollen Blog:

Romy Robst, Rother Wanderführer: Sentiero della Pace, Rother Bergverlag, 238 Seiten, 16,90 Euro

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