Es gibt Gegenden, von denen ist man so fasziniert, dass man immer wieder hinreist. Für mich zählt der Nationalpark Hohe Tauern mit seinen wilden Wassern und Gletschern dazu. Über das größte Schutzgebiet in den Alpen ist 2021 ein toller Bild- und Reportageband im Tyrolia-Verlag erschienen.
Ein wilder Bach rauscht am Venedigerhaus und den alten Holzhäusern in Innergschlöss vorbei. Hinter dem Almboden leuchtet der Gletscher des Schlatenkees in der Sonne. Nicht zu Unrecht gilt dieser Ort als schönster Talschluss der Ostalpen. Ich bin jedes Mal fasziniert von dem Anblick, wenn ich kurz nach der Anreise durch den Felbertauerntunnel einen ersten Stopp in Osttirol mache. Hier groove ich mich gerne ein oder zwei Tage auf eine intensive Bergwoche ein.
In der Gegend um Innergschlöss hat auch Nationalpark-Ranger Emanuel Egger sein Revier. Er ist einer der zahlreichen Menschen, die Autorin Susanne Schaber in dem 192 Seiten starken und großformatigen Buch „Nationalpark Hohe Tauern- Naturparadies im Herz der Alpen“ porträtiert. Über 170 eindrucksvolle Personen- und Landschaftsaufnahmen hat der Bergführer und Fotograf Herbert Raffalt beigesteuert.
Entdeckungsreise durch die Gletscherwelt
Mit Nationalpark-Ranger Egger geht es in dem Buch auf eine erste Entdeckungsreise in die einzigartige Berglandschaft: Auf dem Gletscherweg können auch ganz normale Wanderer in die Welt der unzähligen Gletscher und 3000 Meter hohen Bergriesen eintauchen. Auf vielen Tafeln erfahren sie auf der etwa fünfstündigen Tour Wissenswertes über Geologie, Flora und Fauna in dem 1.800 Quadratkilometer großen Schutzgebiet, dass sich auf die Bundesländer Tirol, Salzburg und Kärnten aufteilt.
Elke Ludewig leitet die die älteste durchgehend besetzte Gipfelwetterwarte auf dem „Hohen Sonnblick“. Oft wabert Nebel um den etwa 3100 Meter hohen Gipfel.
Einen einzigartigen Arbeitsplatz hat auch Elke Ludewig: Sie leitet die die älteste durchgehend besetzte Gipfelwetterwarte auf dem „Hohen Sonnblick“. Unter anderem erfährt man, dass der Name wirklich nicht Programm ist: Oft wabert Nebel um den etwa 3100 Meter hohen Gipfel und eigentlich immer pfeift ein eisiger Wind. Und einsam ist es in dem Observatorium ebenfalls.
Andere Menschen, die im Nationalpark tätig sind, etwa das Team, das die Großglockner-Hochalpenstraße in jedem Frühjahr vom Schneebefreit oder Geologen die über das Gestein im Tauernfenster die Entstehung der Alpen erforschen, haben auch mit Naturgewalten zu kämpfen. Susanne Schaber berichtet aber auch von Bergbauern und Bergrettern, von Traditionen und Sagen in dem hochalpinen Gebiet.
Spannende Geschichte: Die Krimmler Judenflucht
Besonders beeindruckend ist das Kapitel über die „Krimmler Judenflucht“. 1947 wanderten tausende Überlebende des Holocaust, die in österreichischen Sammellagern untergebracht waren und nach Palästina auswandern wollten, über die Krimmler Tauern in Richtung Italien.
Wer nach der Lektüre der spannenden Portraits und Reportagen Lust bekommen hat, selbst eine Reise ins wilde Herz der Ostalpen zu unternehmen, findet in dem Buch jede Menge Anregungen. Immerhin gibt es 500 Bergseen, 26 große Wasserfälle, und jeweils über 300 Dreitausender und Gletscher.
Wichtig zu wissen
Susanne Schaber, Herbert Raffalt: Nationalpark Hohe Tauern- Naturparadies im Herz der Alpen, Tyrolia-Verlag, 192 Seiten, 34,95 Euro, ISBN 978-3-7022-3935-0.