Auf den Spuren von „Ötzi“

Bergtouren, Österreich, Wandern

Kürzlich habe ich den „Ötzi“ im Südtiroler Archäologiemuseum besucht. Die Ausstellung hat mich total fasziniert. Zuvor bin mehrere Tage durchs Ötztal zu seiner Fundstelle auf über 3000 Metern und dann nach Südtirol gelaufen. Eine Traumtour!

Ötzi-Tek
Der Weg vom Schnals- ins Ötztal über das Tisenjoch (3.210 m ü. M.) wurde schon vor 5000 Jahren von Ötzi und seinen Zeitgenossen begangen. Vor 30 Jahren fanden die Nürnberger Erika und Helmut Simon die Mumie von Ötzi.

Es waren Bergsteiger aus meiner Heimatstadt Nürnberg, die den Ötzi im September 1991 in der Nähe der Similaun-Hütte in den Ötztaler Alpen fanden. Das Ehepaar, aber auch die Bergungsteams dachten zunächst an einen verunglückten Wanderer.

Sensationsfund

Erst in den Wochen und Jahren später wurde klar, welch einen Sensationsfund das Nürnberger Ehepaar gemacht hat. „Ötzi“ ist die älteste gut erhaltene Mumie der Welt und gibt Wissenschaftlern vieler Fachrichtungen Aufschluss über das Leben in der Jungsteinzeit. Mit immer besseren Methoden entlocken sie bis heute dem Mann aus dem Eis neue Geheimnisse.

Ötzi-Fundstelle
An der Ötzi-Fundstelle erinnert ein Denkmal an den Mann aus dem Eis und die Finder.

Klar ist, dass der etwa 45 Jahre alte und 1,60 Meter große Mann vor 5300 Jahren auf dem etwa 3200 Meter hoch gelegenen Tisenjoch wohl nicht die Aussicht bewundert hat – die allerdings wirklich toll ist. Die Forscher sind sicher, dass er auf der Flucht war. An einem Rastplatz wurde er aus 20 Metern Entfernung hinterrücks von einem Bogenschützen erschossen. Die Pfeilspitze fanden Gerichtsmediziner in der Mumie.

Ötzi trug Strapse

Viele andere spannende Fakten, etwa dass Ötzi ein wohlhabender Mann war, an Gelenkproblemen und einer Laktose-Unverträglichkeit litt und seine Leggins aus Ziegenleder mit einer Art Strapsen an seinem Lendenschurz befestigt hatte, erfährt man in Bozen in dem informativen Museum.

 

Wer vorher noch auf seinen Spuren wandern möchte, dem empfehle ich eine genussreiche Mehrtagestour: Nach der Bahnanreise nach Ötztal Bahnhof und der Weiterfahrt mit dem Bus nach Umhausen habe ich mich erst mal gemütlich eingelaufen: Entlang des Stuibenfalls bin ich nach Niederthai gewandert und von dort durch einen märchenhaften Wald und über eine Alm nach Längenfeld. Von dort ging es mit dem Bus, der jede Stunde fährt, weiter nach Sölden. Ich hatte vorab von meiner Unterkunft eine Gästekarte bekommen, so dass ich die Busse kostenlos nutzen konnte.

Grandiose Aussicht

Am nächsten Tag wird es schon alpiner – aber immer noch gemächlich: Mit dem Bus fährst du zum Tiefenbachgletscher. Dort beginnt auf ca. 2.800 m ein 11 Kilometer langer Panorama-Höhenweg bis hinunter ins Bergsteigerdorf Vent auf ca. 1.900 m. Unterwegs hat man eine grandiose Aussicht auf viele Gletscherberge, etwa den Ramolkogel und läuft über idyllische Almen und an einem Bergsee entlang.

Bergsteigerkapelle in Vent
Bergsteigerkapelle in Vent

Auch wenn der Weg gut ist, geht es fast 1000 Höhenmeter bergab. Nach gut vier Stunden tut den Knien eine Pause im Bergsteigerdorf Vent wirklich gut. Es gibt mehrere Gasthöfe, ein paar Läden, eine hübsche Dorfkirche und eine Bergsteigerkapelle. Am späten Nachmittag sollte man aber auf jeden Fall aufbrechen: Von Vent zur Martin-Busch-Hütte sind es etwa zweieinhalb Stunden immer leicht bergauf auf einem Schotterweg. Der langweilige Hatsch wird mit tollen Aussichten auf den Similaun etwas erträglicher.

Am nächsten Morgen kann ich dir nur empfehlen, schon früh von der Martin-Busch-Hütte aufzubrechen. Der Weg ist lang und anstrengend. Ausschlafen kann man eh vergessen: Die Hütte liegt auf dem E4, ist eigentlich immer sehr voll und es ist dementsprechend unruhig.

Etwa drei Stunden muss man bis zur Fundstelle rechnen. Der Weg ist nicht wirklich schwierig und gut ausgeschildert. Aber: auf über 3000 Metern Höhe ist die Luft schon echt dünn und sogar im heißen Juli muss man noch flache Altschneefelder queren. Aber keine Angst, das ist echt nicht schwierig oder gefährlich.

Oben am Tisenjoch steht ein Denkmal für den „Mann aus dem Eis“, der hier damals auf seiner Rast ermordet wurde. Ob er vor seinem Tod auch noch die tolle Aussicht genossen hat? Ich identifiziere mit der Peak-Finder-App die vielen hohen Berge rundum und blicke noch mal zurück auf den Weg von Vent. Auch wenn man keinen richtige Gipfel besteigt: Der Platz ist wirklich etwas ganz Besonderes!

Für den Weiterweg gibt es zwei Möglichkeiten. Der direkte Weg vom Tisenjoch zur Similaun-Hütte führt über einen anspruchsvollen Steig. Er dauert etwa eine Stunde. Teils geht es über einen Grat, wackelige Steinblöcke, rutschenden Schutt und seilgesicherte Kletterstellen. Wenn dir das zu herausfordernd ist, gehst du einfach ein Stück zurück und nimmst den normalen Hüttenweg. Das kostet dich vielleicht eine gute Stunde mehr Zeit, ist aber deutlich nervenschonender.

Egal wie du zur Similaun-Hütte kommst, hier ist eine Einkehr Pflicht! Der Blick von der Terrasse ist einfach umwerfend und Minestrone und Kuchen sehr lecker und schon italienisch-südtirolerisch. Auf Bier oder Wein würde ich verzichten: Der Abstieg zum Vernagtstausee im Schnalstal, den du schon von der Hütte aus sehen kannst, hat es echt in sich. Er ist lang und teilweise verdammt steil. Rechne mit drei Stunden.

Kurz vor dem See gibt es noch einen Bauernhof mit Einkehrmöglichkeit. Hier habe ich mir ein kühles Forst-Bier und ein Stück Kuchen gegönnt. Bis zu meinem Quartier im Ort „Unsere Frau“, direkt unter der Staumauer war es dann noch fast eine Stunde. Ich habe dort im „Rainhof“ übernachtet und mich in dem kleinen, von Frauen geführten Familienbetrieb sehr wohlgefühlt.

Meine Gastgeberinnen haben mich am nächsten Tag auf dem Weg zum Einkaufen ein Stück mit dem Auto mitgenommen – ein Bus fährt aber auch und zwar sogar bis Naturns zum Bahnhof.  Wer noch ein wenig „auslaufen“ und die schöne Landschaft genießen möchte, wandert in einem halben Tag nach Meran. Von ist man für 5 Euro und ruckzuck in Bozen und kann den „Ötzi“ im Museum besuchen und die wunderschöne Altstadt genießen.

 

 Wichtig zu wissen:

Für die „Ötzi“-Tour solltest du gute Kondition und etwas Bergerfahrung mitbringen. Du wirst – ohne lange Pausen – jeden Tag 6 bis 8 Stunden unterwegs sein – und das mit einem großen Rucksack. Vor allem, wenn das Wetter schlecht ist, ist die Überschreitung des Tisenjochs schwierig.

In Umhausen, Sölden, Vent (falls du es gemütlicher angehen möchtest), im Schnaltal und in Bozen gibt es vom einfachen Privatzimmer, über Hostels bis zum Hotel alles, was das Herz begehrt und der Geldbeutel hergibt. Über Booking-Portale und die Tourist-Infos wirst du auf alle Fälle fündig! Unbedingt reservieren solltest du auf der Martin-Busch-Hütte, da diese sehr überlaufen ist. Falls Hüttenübernachtung gar nicht dein Ding ist, kannst du auch von Vent über das Tisenjoch ins Schnalstal laufen. Dabei musst du bedenken, dass du die zweieinhalb Stunden zur Martin-Busch-Hütte einrechnen musst.

An- und Abreise:

Da An- und Abreiseorte unterschiedlich sind, empfiehlt sich hinwärts die Bahnreise über Ötztal-Bahnhof und Retour von Bozen. Ich habe etwa einen Monat vorher die Züge gebucht und bin mit Sparpreisen von 29,90 und 39,90 Euro sehr günstig unterwegs gewesen. Im Ötztal gibt es ein super Busnetz, manche Quartiere schicken dir bei Buchung vorab schon die Gästekarte. Auch in Südtirol kommt man mit Bus und Bahn gut voran, im Schnalstal fährt der Bus fast jede Stunde.

Ausrüstung:

Gute Bergschuhe, Regen- und Sonnenschutz sind unbedingt nötig! Hier findest du eine Packliste! Gedruckte und digitale Karten gibt es unter anderem beim Alpenverein oder für Südtirol empfehle ich Tobacco-Karten. In der Regel sind alle Wege super ausgeschildert und es sind viele Menschen unterwegs – man kann sich eigentlich nicht verlaufen.

Beste Reisezeit:

Ende Juni bis Mitte September

Ötzi-Museum

Das Südtiroler Archäologiemuseum ist wirklich gut gemacht und ein Besuch lohnt. Neben vielen Infos zum Fund und zur Steinzeit triffst du hier auch „Ötzi“. Er liegt er bei konstant minus sechs Grad Celsius hinter Panzerglas. Empfehlenswert ist eine Online-Buchung vorab oder ein Besuch am späteren Nachmittag. Ansonsten muss man nämlich lange in der Schlange vor der Kasse stehen.

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