Von Hütte zu Hütte: Wandern im Wilden Kaiser

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Wanderung zum Gruttenkreuz
Ziel der Wanderung ist das Gruttenkreuz vor der Kulisse des Wilden Kaisers.

„Ja mei, der Koaser,“ seufzt manch ein Wanderer sehnsuchtsvoll. Auf dieser mittelschweren Wanderung zu den Gaudeamus- und Gruttenhütten kann man an einem entspannten Tag einen ersten Eindruck vom imposanten „Wilden Kaiser“ gewinnen.

Eins gewaltiges Massiv aus Wettersteinkalk erhebt sich nach der deutsch-österreichischen Grenze majestätisch in den Tiroler Himmel. Von der nördlichen Seite bei Kufstein war ich schon öfter im „Zahmen Kaiser“ unterwegs, etwa zur Vorderkaiserfeldenhütte oder auf die Pyramidenspitze. Diesmal zieht es mich jedoch auf die Südseite des über 40 Kilometer langen Gebirgsstocks, in den „Wilden Kaiser“.

Kaiserdörfer als idealer Ausgangspunkt

Die vier „Kaiserdörfer“ Söll, Scheffau, Ellmau und Going sind ideale Ausgangspunkte für zahlreiche Wanderungen. Besonders in höheren Lagen wird es anspruchsvoll – kein Wunder bei den steilen, schroffen Felswänden. Für eine erste Erkundung der Region habe ich mich mit Leo Exenberger von den „Top Kaiser Guides“ (https://kaiserguides.at) in Ellmau verabredet. Der erfahrene Bergwanderführer zeigt mir auf einer rund fünfstündigen Tour spannende Wege und zwei urige Hütten.

Start auf der Wochenbrunner Alm

Unser Startpunkt ist die Wochenbrunner Alm, die sowohl mit dem Auto als auch bequem per Wanderbus erreichbar ist. Gleich zu Beginn biegen wir in die Spätlahner-Klamm ab, anstatt einen langweiligen Forstweg zu nehmen. Nach wenigen Minuten erreichen wir den ersten Höhepunkt: Die Anna-Kapelle. Daneben sprudelt eine Quelle, die in Trockenzeiten den Kühen aus Ellmau auf den Hochweiden über Wochen das Überleben sicherte – daher der Name „Wochenbrunner Alm“.

Die Gaudeamushütte bietet einen tollen Ausblick auf die "Kaiser-Gipfel" - und Kaiserschmarrn.
Auf der Gaudeamushütte können müde Wanderer einkehren. Von ihr aus hat man einen tollen Blick zum Ellmauer Tor, einem wichtigen Übergang auf die Nordseite des Wilden Kaisers.

Über den Wilderersteig zur Gaudeamushütte

Weiter geht es durch schattigen Bergwald und über den sanft ansteigenden, frisch sanierten Wilderersteig. Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Gaudeamushütte. Die Terrasse, liebevoll dekoriert, bietet eine traumhafte Aussicht aufs Ellmauer Törl. Der verlockende Duft von Kaiserschmarrn und frischem Kaffee liegt in der Luft, doch wir haben noch einiges vor uns und ziehen weiter.

Über den Klamml-Steig zum Gruttenkreuz

Jetzt beginnt der spannendste Teil der Tour: Der Klamml-Steig führt uns zum Gruttenkreuz und bietet alles, was man im Hochgebirge erleben kann – natürlich in gemäßigter Form. Der Pfad wird schmaler, Geröll und Felsstufen machen den Aufstieg herausfordernder. Leo gibt mir wertvolle Tipps, wie ich mich kraftsparend und sicher fortbewege: Kleine Schritte und die volle Nutzung des Schuhprofils helfen ungemein.

Bergwanderführer Leo führt über den Klamml-Steig.
Bergwanderführer Leo führt über den Klamml-Steig.

Ein bisschen Nervenkitzel bietet die Schlüsselstelle – eine steile Felswand, die wir über eine Leiter und Drahtbügel überwinden. Dank der Sicherungen ist die Passage einfacher, als sie aussieht. Oben angekommen, genießen wir eine atemberaubende Aussicht, unter anderem auf die Ellmauer Halt, den höchsten Gipfel des Wilden Kaisers mit 2344 Metern. Leo zeigt mir auch den „Jubiläumssteig“, einen leichten, aber wegen seiner Exponiertheit nicht zu unterschätzenden Klettersteig der Schwierigkeit A/B. Helm und Klettersteigset sind hier Pflicht, besonders für Anfänger, die am besten einen Führer hinzuziehen.

Gipfelschnaps und Einkehr auf der Gruttenhütte

Nach dem Klamml-Steig erreichen wir das Gruttenkreuz, den höchsten Punkt unserer Tour, nach etwa 700 Höhenmetern im Aufstieg. Das Kreuz, einst auf der Ellmauer Halt, wurde nach der Errichtung eines neuen Gipfelkreuzes hierhin versetzt. Es bietet Wanderern, denen die anspruchsvolleren Kaiser-Gipfel zu viel sind, eine tolle Alternative. Leo und ich beglückwünschen uns mit einem Gipfelschnaps zum erfolgreichen und unfallfreien Aufstieg.

Hier gibt es die wohlverdiente Stärkung: Gruttenhütte.
Bis zur Gruttenhütte kommen auch ganz normale Wanderer. Jenseits des Schutzhauses sollten nur erfahrene Alpinisten unterwegs sein.

Viele Wanderer genießen ihre Brotzeit direkt unter dem Kreuz, aber wir steigen ein paar Meter weiter zur Gruttenhütte auf 1620 Metern ab. Das renovierte Schutzhaus ist urgemütlich, und die Aussicht – ob auf die Kaiser-Gipfel oder das hügelige Umland – schlicht großartig. Wirt Seppi Schwarz und sein freundliches Team verwöhnen uns mit leckeren Tiroler Spezialitäten.

Übernachtungsplätze schnell buchen!

Hier könnte ich es länger aushalten! Doch Seppi gibt mir den Tipp, frühzeitig zu planen: Übernachtungsplätze in der Gruttenhütte sind jedes Jahr ab dem 1. April ausschließlich online buchbar, und die Wochenenden sind schnell ausgebucht. Kein Wunder, schließlich ist die Hütte nicht nur Ausgangspunkt für Gipfeltouren, sondern auch Knotenpunkt mehrerer Fernwanderwege durch den Kaiser.

Nach einer ausgiebigen Rast steigen Leo und ich über einen steilen Forstweg zur Wochenbrunner Alm ab. Unterwegs passieren wir einen Steinkreis, der als Kraftort gilt. Hier kann man sogar bei einer Sonnenaufgangs-Yoga-Tour teilnehmen, die vom Tourismusverband Wilder Kaiser organisiert wird. Ich habe diese Tour schon einmal mitgemacht – bis auf das frühe Aufstehen war es ein großartiges Erlebnis, gekrönt von einem opulenten Frühstück auf der Wochenbrunner Alm.

Frühstück auf der Wochenbrunner Alm.
Almfrühstück auf der Wochenbrunner Alm.

Heute ist es dafür leider schon zu spät. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Parkplatz und die Bushaltestelle. Ich verabschiede mich von Leo, aber eines ist klar: Ich komme wieder! Der Wilde Kaiser hat mich definitiv „angefixt“ – einige Ziele stehen schon auf meiner Bucket-List.

Autofrei im Wilden Kaiser

Besonders gut gefällt mir, dass man in der Region Wilder Kaiser kein Auto braucht. Mit dem Deutschlandticket fährt man ohne Zusatzkosten nach Kufstein, und mit der Gästekarte sind alle Busse in der Region kostenlos. Das Netz ist dicht, und die Wanderausgangspunkte werden mehrmals stündlich angefahren. Auch das Fahrradwegenetz ist hervorragend ausgebaut, und in allen Orten gibt es Rad-Verleiher. Am Tag vor der Tour habe ich mir ein E-Mountainbike an der Hartkaiserbahn ausgeliehen und bin damit zum Hintersteiner See und auf den Astberg geradelt.

 Hintersteiner See
Der Hintersteiner See ist ein zauberhafter Bergsee, 56 Hektar groß und bis zu 36 Meter tief und liegt auf 883 m Seehöhe hoch über Scheffau.

Wichtig zu wissen

Der Wilde Kaiser ist ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Neben der Wanderung zum Gruttenkreuz, die man über die Touristinfos in den Kaiserdörfern buchen kann, gibt es viele andere  – auch mehrtägige Touren. Weiter Infos beim Tourismusverband Wilder Kaiser, der diese Recherche unterstützt hat.

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